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Übersichtsarbeit in JAMA Neurology
SARS-CoV2-Impfung und neuroimmunologische Erkrankungen

Der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Auftreten neurologischer und autoimmuner Erkrankungen mit der Impfung gegen SARS-CoV-2 wird auch nach der Pandemie sowohl in der medizinischen Fachliteratur als auch in der Praxis intensiv erörtert. Aufgrund der sehr geringen Häufigkeit dieser Erkrankungen sowohl auf natürliche Weise als auch in Verbindung mit Impfungen ist es jedoch schwierig mit Sicherheit festzustellen, ob ein ursächlicher Zusammenhang besteht und wie dieser pathophysiologisch aussehen könnte. Dazu hat ein Wissenschaftlerteam der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, des National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London, und des Department of Neuromuscular Disease, University College London, nun in dem Fachjournal JAMA Neurology eine Übersichtsarbeit veröffentlicht. Fazit: Ein Zusammenhang ist erkennbar, wiegt jedoch nicht die Vorteile der Impfung auf.

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„Daten aus internationalen Kohortenstudien, die Millionen von geimpften Personen umfassen, deuten auf eine mögliche Verbindung zwischen den Vektorimpfstoffen auf adenoviraler Basis und dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS) hin“, sagt Erstautorin Alice Willison. Britische Studien mit großen Kohorten und hoher Qualität haben einheitlich diesen Zusammenhang für den adenoviralen Vektor-basierten Impfstoff und das Auftreten der neuroimmunologischen Erkrankung reproduzieren können. Diese Ergebnisse wurden in weiteren internationalen Studien bestätigt.

Zur Erklärung: Der Unterschied zwischen den in der aktuellen Übersichtsarbeit betrachteten Vektorimpfungen und den mRNA-Impfstoffen ist, dass bei diesen Vektorimpfstoffen als Träger für den Antigen-Bauplan Adenoviren verwendet werden. Sie gelten als grundsätzlich unschädlich für den Menschen. Bei mRNA-Impfstoffen hingegen wird der Bauplan für das Spike Protein über die messenger RNA in den Körper gebracht.

„Es ist wichtig zu beachten, dass in allen Studien auch erhebliche Einflüsse vorhanden waren, die die Sicherheit der Schlussfolgerungen einschränken“, erläutert Ko-Erstautor PD Dr. Marc Pawlitzki aus der Klinik für Neurologie „Die Impfung erfolgte weltweit nach einem Jahr schwerer Pandemie und eingeschränktem sozialen Kontakt, wodurch sich auch das Immunsystem als solches in dieser Zeit verändert haben könnte.“

Das Autorenteam spricht sich trotz der Ergebnisse ihrer Arbeit klar für die Impfung aus. Prof. Dr. Sven Meuth, Leiter der Klinik für Neurologie, sagt dazu: „Die weltweite Suche nach einer Impflösung stieß in vielen Bevölkerungsgruppen auf Misstrauen gegenüber der neuen Technologie. Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass die Risiken der Impfung für irgendeine Erkrankung unterschätzt wurden. Es ist aber die Aufgabe medizinischer Forschung mit dem Ziel des medizinischen Fortschritts, mögliche Folgen von Impfungen zu untersuchen. Die weltweite Reduzierung von Krankheitsfällen, Krankenhauseinweisungen und Todesfällen ist aber auf den erheblichen Nutzen der SARS-CoV-2-Impfungen für den Einzelnen wie für unsere Gesellschaft zurückzuführen.“

Originalpublikation:

Alice Grizzel Willison, MRes, MBChB; Marc Pawlitzki, MD; Michael Peter Lunn, MA, MBBS, PhD et al.; SARS-CoV-2 Vaccination and Neuroimmunological Disease- A Review, January 16, 2024, Jama Neurology, doi:10.1001/jamaneurol.2023.5208

Autor/in:
Kategorie/n: Medizinische Fakultät, Schlagzeilen, Pressemeldungen, Auch in Englisch
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