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ZETT-Fakten

Die Zentrale Einrichtung für Tierforschung und wissenschaftliche Tierschutzaufgaben (ZETT) informiert Sie hier über Details zum Transparenzauftrag sowie zu Zahlen und Fakten über den Einsatz von Tieren in der Einrichtung. 

Die Verwendung von Tieren in der Wissenschaft wird in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Mit dem Beitritt zur Initiative Transparente Tierversuche möchte sich die HHU zusammen mit vielen anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zu ihrer Verantwortung für eine offene Kommunikation nach innen und nach außen verpflichten. Die Initiative wurde 2021 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und „Tierversuche verstehen“ eingerichtet. „Tierversuche verstehen“ ist eine Informationsinitiative der Allianz der Wissenschaftsorganisationen. Die HHU wird ihre Kommunikation als zentrales Ziel der Initiative sukzessive ausweiten. Mit dem Beitritt zur Transparenzinitiative gehört auch die HHU zu einem europäischen Zusammenschluss der European Animal Research Association (EARA). Diese vermeldete vor wenigen Tagen mehr als 500 Unterschriften von Einrichtungen unter ein Transparency Agreement in Europa. Aus diesem Anlass veranstaltet „Understanding Animal Research (UAR)" vom 2. - 3. Mai 2024 eine „Openness Conference“, zu dem alle teilnehmenden Institutionen der Transparency Agreements eingeladen sind. 

Conference: www.understandinganimalresearch.org.uk/openness-conference 
EARA: www.eara.eu/post/500-biomedicalinstitutions-have-signed-a-nationaltransparency-agreement 
Initiative: www.initiative-transparente-tierversuche.de 

Tierarten und Anzahl

Aktuell (2023) werden 20.281 Tiere (590 Ratten und 19.691 Mäuse) in der ZETT nach strengen gesetzlichen Vorschriften gehalten. Dazu gehören weitere Tiere (insg. 69) wie Schweine, Hunde (keine Versuche mehr seit 2018), Schafe, Katzen, Marmosetten & Kaninchen.

 

Zahl der Versuche im vergangenen Jahr

Im vergangenen Jahr (2022) waren insgesamt 186 Projekte bzw. Zahl der laufenden Vorhaben behördlich genehmigt. Die Dauer der behördlichen Genehmigung dieser Projekte gilt in der Regel für fünf Jahre.

Tierforschung ist umstritten. Oftmals wird mit Unwahrheiten und Klischees gegen sie argumentiert. Wir haben gängige Behauptungen zusammengestellt und nennen Fakten, die diese entkräften:

Ergebnisse der Tierforschung können nicht auf Menschen übertragen werden.
Diese Aussage ist so falsch. Oft ist dabei eine 1 : 1 Übertragung  der  Erkenntnisse aus dem Tierversuche gemeint.  Diese ist aber nicht unbedingt das Ziel eines Tierversuchs. Wissenschaftler*innen kennen die Aussagefähigkeit, ihrer Versuche, die vor ihrer Genehmigung auch von der zuständigen Behörde geprüft wird. Es geht darum, grundlegendes Verständnis von Zusammenhängen zu erreichen.  Viele Prozesse im menschlichen Organismus kennen wir bis heute nicht genau und könnten sie daher auch noch nicht vollständig in einem Computermodell programmieren.  Gleichwohl gibt es aber für bestimmte Bereiche Anwendungsmöglichkeiten wie Organ-on-Chip oder Organoide, die die zelluläre Komplexität und Funktionalität menschlicher Organe nachahmen und damit zwischen der in vitro- und in vivo-Forschung stehen.

Dass die Forschung an Tieren von Bedeutung ist, zeigen die vielen medizinischen Errungenschaften, die auf Tierforschungsprojekten beruhen (so zum Beispiel die Entwicklung von Antibiotika oder Insulin). Die Versuchstiere dienen als Modell für bestimmte Mechanismen des menschlichen Körpers.  Wollen wir Krankheiten bekämpfen, dann müssen wir den komplexen menschlichen Körper verstehen. Dabei helfen uns die Tierversuche.

Für jede klinische Studie (klinische Prüfung am Menschen), müssen  Versuche an zwei unterschiedlichen Tierarten vorgeschaltet werden. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, die den größtmöglichen, wenn auch nicht den vollkommenen Schutz für Studienteilnehmer*innen und später Patient*innen bedeutet.

Es gibt längst bessere Alternativen.
Siehe Unsere Argumente (insbesondere Argumente 1 und 2).

Trotz Tierforschung: Immer wieder müssen Medikamente vom Markt genommen werden, da sie für Menschen zu starke Nebenwirkungen haben.
Das Testen der Wirkung von Medikamenten an Tieren dient der Vorbereitung der Tests an menschlichen Probanden. Treten nach der Markteinführung schwere Nebenwirkungen auf, kann dies unter anderem daran liegen, dass diese so selten sind, dass sie erst bei einer großen Zahl von Menschen sichtbar werden. Ein Beispielt dafür aus jüngster Zeit war eine schwere, aber sehr seltene Nebenwirkung eines bestimmten Impfstoffes gegen Covid-19. 
 

Auch nach 25 Jahren Forschung am Affen konnte noch kein Impfstoff und kein Heilmittel gegen AIDS gefunden werden.
Es ist korrekt, dass das HI-Virus nur schwer in den Griff zu bekommen ist. Aber gerade bei der HIV-Forschung konnten in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte verzeichnet werden: vom „Todesurteil“, das die Diagnose in den 80er und 90er Jahren, also vor rd. 40 Jahren, bedeutete hin zu einer chronischen Erkrankung mit nahezu normaler Lebenserwartung heute. Gerade umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Gen- und Tierforschung haben uns in verhältnismäßig kurzer Zeit dazu in die Lage versetzt, in diesem Feld Therapiestrategien zu entwickeln und vielen Menschen das Leben zu retten.
 

Tierforschung ist ausschließlich profitorientiert.
Nein. Die Tierforschung ist in Deutschland durch den Gesetzgeber strikt reglementiert und mit hohen Auflagen versehen. Dazu zählt zum Beispiel auch eine Vielzahl von Mitarbeiter*innen, die die Tiere betreuen. Tierforschung ist dadurch in der Regel deutlich teurer als andere Methoden.
 

Tierforschung wird nicht nur aus medizinischer Erfordernis, sondern auch aus wissenschaftlicher Neugier durchgeführt.
Grundlagenforschung wird in der Diskussion über Tierversuche häufig mit einem negativen Image belegt, da sie „vor allem der Befriedigung der Neugier der Forscher*innen auf Kosten der Tiere dienen solle“ und „kein konkretes therapeutisches Ziel verfolge“. Diese Argumentation ist falsch, denn ohne die Kenntnis der Grundlagen sowohl der normalen Funktion als auch der Fehlfunktion von Organen, ist die Entwicklung zielgerichteter Therapien nicht möglich. Die Grundlagenforschung zur mRNA-Technologie hat die Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 in Rekordzeit ermöglicht, so dass Millionen Menschen weltweit eine Immunität gegen dieses neuartige Virus aufbauen konnten. 
 

"Aspirin" ist für Tiere schädlich, für Menschen nicht, "Contergan" ist für Menschen schädlich, für Tiere nicht - Kritiker*innen nennen viele Beispiele, die belegen sollen, dass Erkenntnisse aus Tierversuchen nicht hilfreich seien. Was sagen Sie dazu?
Auch wenn dieses Argument immer wieder vorgebracht wird - es trifft nicht zu. Zunächst einmal sind für "Aspirin" (der Wirkstoff heißt Acetylsalizylsäure, kurz "ASS") auch beim Menschen schädliche Wirkungen bekannt: Abhängig von Behandlungsdauer und Dosierung kann ASS zum Beispiel Schleimhautschäden und Blutungen in Magen und Darm verursachen. Dieses Risiko ist im Beipackzettel jeder ASS-Packung nachzulesen. Aus dem gleichen Grund gilt ASS bei Tieren als "schädlich": Auch hier kann es zu Schleimhautschäden in Magen und Darm, sowie lebensbedrohlichen Blutungen kommen. Unter Vorsichtsmaßnahmen wird ASS aber auch in der Tiermedizin eingesetzt -  zur Vorbeugung von Thrombosen. Also in einer gleichen Indikationen wie beim Menschen. Am Beispiel "ASS" sieht man daher, dass Nutzen und Risiko von Arzneimitteln bei Mensch und Tier sehr wohl vergleichbar sein können. 

"Contergan" wurde um 1960 als Beruhigungsmittel unter anderem während der Schwangerschaft verwendet. In Deutschland und manchen anderen Ländern führte "Contergan" in tausenden Fällen zu schwersten Geburtsfehlern und Totgeburten. Der Wirkstoff Thalidomid ist nach heutigem Wissensstand artenspezifisch fruchtschädigend (Menschen, Primaten, Kaninchen). Die Mechanismen dazu wurden 2010 / 2018 entschlüsselt und veröffentlicht.  Die auf dieser Grundlage letztendlich nachgewiesene Artspezifität einer teratogenen Wirkung war bis 1962 unbekannt. Erst wurde bei "Weißen Neuseeländern" – einer Kaninchenrasse, die als Versuchstier vor Markteinführung nicht als Tiermodell üblich war – eine teratogene Wirkung beobachtet. Die Artspezifität des Tierversuchs, stellt eine Einschränkung der Übertragbarkeit der Ergebnisse eines Tierversuchs auf den Menschen dar, verursacht, wie man heute weiß, durch ein "falsches" Tiermodell. Dies ist jedoch keine Argument, um die Übertragbarkeit von Tierversuchen auf den Menschen grundsätzlich zu verneinen.

In der ZETT leben zurzeit noch fünf Beagle/Foxhounds, die alle zwischen 10 und 14 Jahre alt sind. Die Tiere sind aneinander gewöhnt und leben  in einem Rudel. So haben sie ständig Kontakt zu Artgenossen. Sie erfahren täglich persönliche Zuwendung ihrer Pflegerinnen und Pfleger.

Sie leben in Räumen innerhalb der ZETT mit ausreichend Tageslicht, entsprechender Größe, Heizung und Belüftung sowie eigenen Liegeplätzen. Zusätzlich dazu gibt in der ZETT Auslaufmöglichkeiten im Freien, die täglich genutzt werden und über Vorrichtungen verfügen, die den täglichen Auslauf auch im Winter problemlos ermöglichen. Die Tiere werden in der TierpflegerInnenausbildung eingesetzt, wo der Umgang mit verschiedenen Tierarten gelernt wird.

Die Haltung von Tieren in der ZETT, das gilt auch für die Hunde, wird regelmäßig amtlich kontrolliert und richtet sich nach den geltenden gesetzlichen Vorschriften für die Hundehaltung. Die Tiere werden seit mehr als fünf Jahren nicht mehr als Versuchstiere im Rahmen von Forschungsprojekten eingesetzt. Ein Einsatz dieser alten Tiere (mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 10 - 13 jahren) im Rahmen wissenschaftlicher Projekte wird nicht mehr stattfinden.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger wenden in Nachrichten an die ZETT ein, dass aus ihrer Sicht eine „artgerechte“ Behandlung von Hunden nur dann erfolgen kann, wenn diese sich in einer menschlichen Familie aufhalten. Das entspricht weder dem Stand der Wissenschaft, noch unseren eigenen Beobachtungen. Hunde sind vielmehr Rudeltiere, für die eine Haltung in einem Sozialverband der gleichen Spezies artgerecht ist.

Die Hunde werden gut umsorgt, sie erhalten die liebevolle Fürsorge und Ansprache ihrer Pflegerinnen und Pfleger, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, tierärztliche Kontrollen und den Kontakt zu ihren Artgenossen, an die sie seit vielen Jahren gewöhnt sind.

 

Link zum Artikel der Rheinischen Post vom 06.07.2023

Link zum Artikel der Rheinischen Post vom 15.11.2023

Link zum Beitrag Antenne Düsseldorf vom 17.04.2024

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