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Mechanismus für die Immuntherapie aggressiver Tumore
Abkömmling des Schlafhormons Melatonin lässt Tumore schrumpfen

Moderne Entwicklungen in der Krebsbehandlung zielen vielfach darauf ab, das körpereigene Immunsystem, vorrangig die T-Lymphozyten, gezielt zu aktivieren, um damit den Tumor durch eigene Abwehrzellen anzugreifen und zu zerstören. Einige Tumore sind aber von Beginn an für das Immunsystem völlig unsichtbar, man spricht auch von immunologisch „kalten“ Tumoren, so dass diese effektive und für Patientinnen und Patienten auch zumeist weniger belastbare Therapiestrategie fehlschlägt. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Pawel Stachura und Wei Liu haben unter Federführung von PD Dr. Aleksandra Pandyra aus der Klinik für Kinder-Onkologie,-Hämatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Düsseldorf jetzt einen neuen molekular-immunologischen Mechanismus entschlüsselt, wie diese „kalten“ Tumore unter Einsatz eines Abkömmlings des Schlafhormons Melatonin sich plötzlich in „heiße“ Tumore verwandeln lassen. Dann reagieren sie sehr empfindlich auf eine immunologische Tumortherapie. Die Ergebnisse dieser jahrelangen Forschungsarbeit wurden aktuell in dem renommierten Journal Molecular Cancer publiziert.

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Aleksandra Pandyra und Team eröffneten Therapiemöglichkeiten für immunologisch bislang nicht zugängliche Tumore.

Die Kombination des chemisch modifizierten Schlafhormons, 5-(Nonyloxy)tryptamine (5-NL), einem Abkömmling des bekannten Schlafhormons Melatonin, das mit bereits klinisch zugelassenen so genannten Checkpoint-Inhibitoren kombiniert wird, die in der immunologischen Tumortherapie eingesetzt werden, ließ das Tumorvolumen drastisch schrumpfen. Prof. Dr. Arndt Borkhardt, der die Düsseldorfer Klinik leitet, sagt: „Diese Erkenntnis eröffnet ganz neue Therapiemöglichkeiten auch für die immunologisch kalten Tumore.“

Entdeckt wurde die überraschende immunologische Wirkung von 5-NL durch ein pharmakologisches Screeningverfahren am Universitätsklinikum Düsseldorf. Getestet wurden 770 Substanzen auf ihre Fähigkeit, tumorspezifische T-Lymphozyten zu aktivieren. Die Arbeitsgruppe von PD Dr. Pandyra konnte auch die entscheidenden intrazellulären Signalwege aufklären, die bei diesem bisher unbekannten Mechanismus eine entscheidende Rolle spielen.

Originalpublikation:

Stachura, P., Liu, W., Xu, H.C. et al. Unleashing T cell anti-tumor immunity: new potential for 5-Nonloxytryptamine as an agent mediating MHC-I upregulation in tumors. Mol Cancer 22, 136 (2023). https://doi.org/10.1186/s12943-023-01833-8

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Kategorie/n: Medizinische Fakultät, Schlagzeilen, Pressemeldungen
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