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Applaudierendes Publikum bei der Lehrpreisverleihung für Medizin

Katharina Mücke

Fürs Leben lernen

Katharina Mücke ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Poliklinik für Kieferorthopädie und der Poliklinik für zahnärztliche Chirurgie. Sie wurde von den Studierenden für Ihre ILIAS Lernmodule zum digitalen Sachkundeerwerb in der bildgebenden Diagnostik für den Lehrpreis der HHU nominiert. „Dank ihres Engagements fühle ich mich immer gut auf die Klausuren vorbereitet“, loben die Teilnehmenden ihres Seminars. „Gerade zu Corona-Zeiten hat mir die Plattform sehr viel Sicherheit gegeben.“ 

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf Ihr Lehrformat?
E-Learning in der bildgebenden Diagnostik in der Zahnmedizin gab es bereits vor der Pandemie. Priv-Doz. Dr. Kathrin Becker hat einen Röntgenbildatlas entwickelt, der bislang eine Sammlung von mehr als 500 Röntgenbildern enthält. Diese sind sortiert nach Fächern und Röntgenbild-Arten. Durch die interaktive Benutzeroberfläche kann man zum Beispiel kommentieren und in Bilder reinzoomen. 2018 kam ich dazu und wir haben begonnen, Lernmodule für unterschiedliche Wissensniveaus zu erstellen. Mit ILIAS, unserem Learning Management System, haben wir eine gute Plattform dafür. Unsere Module sind für das siebte, achte und neunte Semester der Zahnmedizin und beinhalten Video-Vorlesungen, Texte, Bilder und Klausurfragen. Durch die Corona-Pandemie war der Bedarf für ein solch digitales Format da, die Situation hat alles beschleunigt und zum Sommersemester 2020 haben wir die ersten sechs Module online frei geschaltet. So konnten wir die Studierenden in dieser prekären Situation an die Hand nehmen, und ihnen zeigen: Ihr seid nicht alleine. Wir sind hier für euch in der neuen Situation und geben unser absolut Bestes, um euch weiterzuhelfen.

Was ist das Besondere an Ihrem Lehrformat?
Die Lernmodule wurden studierendenorientiert gestaltet. Wir haben zum einen versucht, die einzelnen Wissensniveaus zu treffen. Zum anderen sind wir auf die Studierenden intensiv eingegangen und haben viel Wert auf Betreuung gelegt. Wenn die Teilnehmenden Kommentare geschrieben haben, beispielsweise auf den Röntgenbildern, haben wir diese immer beantwortet. Außerdem haben wir die Studierenden per MS Teams Besprechungen betreut, einmal pro Woche digitale Sprechstunden angeboten und am Ende des Semesters ein digitales Repetitorium veranstaltet, für das die Studierenden Fragen gesammelt haben. Auf dieser Basis haben wir einen Vortrag zu häufigen Fehlerquellen zusammengestellt, der gut ankommt. Darüber hinaus haben wir die Module zeitlich versetzt freigeschaltet, um so dem „Bulimielernen“ vorzubeugen. Uns ist es wichtig, den Studierenden einen Rahmen zu geben, in dem sie sich motiviert fühlen.

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfahren haben?
Ich war total platt, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin vor Begeisterung im Büro herumgesprungen. Seit 2018 arbeite ich mit Herzblut an diesem Projekt. Es ist mein absolutes Herzensprojekt, in das ich gerne viel Zeit investiere. Anfang 2020 bin ich erst, in Corona-Zeiten, an die Klinik gekommen. Nun von den Studierenden so früh nominiert zu werden, ist für mich bereits der schönste Preis. Ich möchte die Studierenden motivieren, dass sie etwas fürs Leben lernen. Dass sie diesen motivierenden und positiven Ansatz honorieren, finde ich super und macht mich sprachlos. 

Was macht für Sie gute Lehre allgemein aus?
Gute Lehrende schaffen fördernde Rahmenbedingungen, sie motivieren und begeistern Studierende für ihr Fach. Wenn jemand für etwas brennt, dann brennt man gerne mit. Außerdem ist für mich gute Kommunikation und der Kontakt mit Studierenden wichtig, denn Feedback ist alles für Lehrende. Wenn man nicht weiß, was gut ankommt und gewünscht wird, kann man nicht darauf eingehen. 
E-Learning sollte zudem multisensorisch sein. Es darf nicht nur ein Kanal oder nicht nur Text und Bild sein, denn dann könnte ich mir auch ein Buch nehmen. E-Learning muss aufregend und spannend sein. Eine Lernplattform wie ILIAS bietet die Möglichkeit, Ton, Bild, Animation und Aufgaben zu integrieren. Man wird interaktiv, kann sich überall ausprobieren und neugierig sein. So ein multisensorisches Umfeld ist super. 
Zuletzt ist ein grundlegendes didaktisches Konzept, ein roter Faden gut, egal ob in der Präsenzlehre oder in der digitalen Lehre. Die Studentin oder der Student sollte sehen, dass etwas durchdacht ist. 

An welchen Moment als Lehrende erinnern Sie sich gerne zurück?
Da erinnere ich mich an einen Studenten, der zur Klausureinsicht kam. Man muss in den  Klausuren der bildgebenden Diagnostik 60 Prozent erreichen, um den Kurs zu bestehen. Bei 70 Prozent erhält man die so genannte Fachkunde. Um als fertiger Zahnarzt Röntgenbilder anfertigen zu können, muss man eine Fachkunde im Strahlenschutz vorweisen, einen Röntgenschein. Wer diesen im Studium nicht erbringt, muss ihn danach nachholen. Dadurch ist natürlich die Motivation groß, die 70 Prozent auch zu erreichen. Dieser Student kam zur Klausureinsicht und wir sind lange verschiedene Sachverhalte durchgegangen, haben geschaut, wo die Defizite liegen. Wir haben uns fast zwei Stunden Zeit genommen. Dann hat der Student die Klausur nachgeschrieben und hatte 98 Prozent erreicht. Dieser Moment, in dem ich das gesehen habe und ihm gratulieren konnte, hat mich einfach gefreut. In seinem Ergebnis hat sich widergespiegelt, dass er alles gegeben hat. Das war für mich der einprägsamste Moment. 

Was war für Sie in der Lehre die größte Herausforderung?
Die Herausforderung ist für mich, die wenige Zeit zu nutzen, die man hat, um die Wünsche der Studierenden weiter umzusetzen. Der Bedarf nach mehr Inhalten ist da, aber es ist zeitaufwendig, diese zu produzieren – von den Texten und Bildern über Präsentationen bis hin zur Video-Postproduktion. Das würde ich alles gerne noch viel verstärkter machen. 

Welche Pläne haben Sie mit dem Preisgeld?
Das geht sofort in die Lehre. In der Zahnmedizin wurde eine neue Approbationsordnung eingeführt mit neuen interdisziplinären Querschnittsfächern. Hierfür möchten wir weitere Lernmodule entwickeln. Wir arbeiten bereits an vier Basismodulen für das Fach „Notfallmedizin“ und haben unter anderem Videos mit Schauspieler*innen produziert. Dieses Projekt war zwarkostenaufwendig aber dafür auch innovativ. Von solche Projekten würde ich gerne weitere umsetzen: patientenorientierte Videos, die in sehr gute Lernmodule eingebettet werden. 

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