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Applaudierendes Publikum bei der Lehrpreisverleihung für Medizin

PD Dr. Michael Quentin

„Unterricht macht mir große Freude und es ist für mich sehr motivierend zu sehen, wenn Studierende Lösungen selber erarbeiten.“

Priv.-Doz. Dr. Michael Quentin war Funktionsoberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des UKD und ist aktuell in der Niederlassung bei radiologie³ tätig. Er hat mit dem Thema MRT der Prostata und MR-gestützte Biopsie habilitiert und ist weiterhin aktives Mitglied der Arbeitsgruppe Uro-Radiologie des Instituts. 2021 hat er eine Weiterbildung als systemischer Coach und Veränderungsmanager gemacht. Er wurde für sein Wahlpflichtfach „Radiologie in Klinik und Praxis“ für den Lehrpreis nominiert. 

In ihrem Antrag heben die Studierenden hervor, dass Priv.-Doz. Dr. Quentin hoch aktuelles Wissen in familiärer Lernatmosphäre vermittelt. Sie loben das interaktive und praxisorientierte Lernen an Fällen und Bildern, die von den Studierenden selber analysiert und vorgestellt werden, sowie seine interaktive Wissensüberprüfung durch Fragen aus dem Staatsexamen. 

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfahren haben?

Ich habe mich sehr gefreut. Gute Lehre zu machen ist das Eine, aber dafür auch noch eine solche Wertschätzung zu erfahren, ist einfach toll. Die Studentin, die mich nominiert hat, hat mein Wahlfach als das beste Wahlfach bezeichnet, das sie je besucht hätte. Ich bin wirklich sehr dankbar für diese Anerkennung.

Was ist das Besondere an Ihrem Lehrformat?

Die Studierenden schätzen insbesondere den Methodenmix, die Vielseitigkeit und die interaktive Gestaltung meines Wahlfaches. Wir beschäftigen uns inhaltlich jeweils einen Tag intensiv mit Röntgen, MRT und CT. Nach den Grundlagen zur strukturierten Befundung bearbeiten wir praktische Fälle aus dem klinischen Alltag, passend zur jeweiligen Modalität. Die Studierenden bearbeiten die Fälle eigenständig an ihren Computern und stellen sie anschließend im Plenum vor. Die Vorstellung der Patient:innen läuft ab, wie später in der klinischen Praxis, bei der sie einem Ober- oder Chefarzt Patient:innen vorstellen müssen. Die Studierenden inspirieren sich gegenseitig und lernen im gegenseitigen Austausch. 

Staatsexamens-Fragen runden den Tag am Ende ab. Über ein Abstimmungstool können die Studierenden die Fragen beantworten und dann besprechen wir das Ergebnis im Anschluss. Die Fragen sind anspruchsvoll, geben aber den Studierenden einen guten Überblick darüber, was sie im Staatsexamen erwartet. Außerdem ist es motivierend für die Studierenden, wenn Sie merken, dass sie Fragen aus dem Staatsexamen durch das Erlernte im Kurs beantworten können. 

Nach meiner Ausbildung als systemischer Coach habe ich Coaching-Elemente in meinen Kurs eingebaut. Ich frage die Studierenden zum Beispiel, was ihr persönliches Lernziel ist und unterstütze Sie dabei individuell, es zu erreichen. 

Wie kann man sich das konkret vorstellen, wenn Sie Elemente aus dem Coaching in Ihren Unterricht einbauen?

Coaching bedeutet viele kreative Fragen zu stellen und nicht die Lösung zu präsentieren. Denn wenn man sich selbst etwas erarbeitet, behält man es auch besser. Außerdem gibt es oft nicht nur den einen richtigen Weg zum Ziel. Wenn jemand etwas nicht weiß, frage ich, was sie oder er selbst tun kann, um auf die Lösung zu kommen. In der Wahlfach-Gruppe ergänzen sich die Teilnehmenden mit ihrem unterschiedlichen Wissensstand gegenseitig. 

Was macht gute Lehre für Sie aus?

Ich finde Interaktivität ziemlich wichtig. Bei Frontalvorträgen ist der Lerneffekt oft gering. Der Austausch ist enorm hilfreich und mir ist wichtig, dass die Studierenden eigene Erfolgserlebnisse haben. 

Die Teilnehmenden in meinen Kursen sind oft kurz vor dem Praktischen Jahr. Sie haben in der Regel bereits für die meisten Fächer gelernt, jedoch ihr theoretisches Wissen noch nicht in der Praxis anwenden können. Anstatt viele radiologische Bilder frontal zu zeigen, setze ich auf eine Verbindung aktueller klinischer Fälle mit eigenständiger Erarbeitungsmöglichkeit in Kleingruppen. Das erhöht nicht nur den Lerneffekt enorm, sondern auch die Freude am gemeinsamen Unterricht. 

Mein Wahlfach habe ich immer wieder individuell den jeweiligen persönlichen Zielen und dem aktuellen Wissensstand der Studierenden angepasst. Zum Beispiel hatten die Studierenden oft Fragen zum Berufsfeld der Radiologie. Sie sind oft unsicher, auf welche Fachrichtung sie sich spezialisieren sollen. Da hilft es, konkrete Eindrücke aus der Praxis mitzubekommen. Es freut mich immer, wenn ich die Studierenden für das Fach Radiologie begeistern kann. 

Gab es für Sie einen Moment in der Lehre, der besonders schön war?

Ein konkreter Moment fällt mir gerade nicht ein. Ich mache nach jedem Kurs eine Evaluation und freue mich über das überaus positive Feedback. Ich entwickle den Kurs kontinuierlich weiter und nutze dazu aktiv das Feedback der Studierenden. Außerdem halte ich so nie den gleichen Kurs zwei Mal hintereinander, was es für mich auch interessanter macht.

Was war für Sie als Lehrender eine große Herausforderung?

Organisatorische Dinge sind manchmal für externe Lehrende wie mich eine Herausforderung, aber Professor Antoch als Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie und die Kolleg:innen aus dem Institut unterstützen mich da gut. 

Was unterscheidet die Radiologie von anderen Fächern in der Medizin?

Radiologie ist ein Querschnittsfach. Viele Disziplinen verwenden radiologische Untersuchungen, wie zum Beispiel CT, MRT und Röntgen. Als Radiologe arbeite ich immer wieder mit verschiedenen Kolleg:innen aus der Klink zusammen und muss überlegen, was für die Kolleg:innen eigentlich relevant ist: Was ist klinisch wichtig und was muss in dem Befund stehen? 

Wenn Patient:innen zu uns kommen, wissen diese oftmals nicht, was ihre Beschwerden verursacht. Als Radiologe bin ich dann sozusagen detektivisch auf der Suche nach dem Problem. Danach wissen die Patient:innen, wie es weitergeht, ob beispielsweise eine Operation nötig ist oder Physiotherapie ausreicht. 

Zudem ist Radiologie ein sehr modernes Fach, die Geräte entwickeln sich immer weiter und es kommen auch neue Techniken dazu. Künstliche Intelligenz ist im Kommen und wird unser Fach revolutionieren. 

Wenn ein junger Kollege, der gerade mit der Lehre beginnen würde, Sie um einen Rat bitten würde, welchen Rat würden Sie da geben?

Ich empfehle immer die Lehre möglichst interaktiv und praxisnah zu gestalten. Unterricht macht mir große Freude und es ist für mich sehr motivierend zu sehen, wenn Studierende Lösungen selber erarbeiten. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen mir Studierende in meinen Kurs spezielle Fragen stellen z.B. aus anderen Fachgebieten, die ich nicht beantworten kann. Ich befreie mich von dem Gedanken, dass ich alles wissen muss und nutze es als Einladung auch selbst immer wieder dazuzulernen.

Was sind Ihre Pläne mit dem Preisgeld, falls Sie gewinnen?

Ich könnte mir vorstellen, die digitalen Möglichkeiten in meinem Wahlpflichtfach weiter auszubauen, um mein Fach in Zukunft auch im virtuellen Format mit hoher Interaktivität und erlebnisorientierter Gruppenarbeit anbieten zu können.  

Verantwortlichkeit: Katrin Albaum, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät