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Applaudierendes Publikum bei der Lehrpreisverleihung für Medizin

Dr. Annika Jerg

„Für mich macht gute Lehre aus, dass man versucht, seine eigene Begeisterung für das Fach mit zu übertragen.“

Dr. Annika Jerg von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik unterrichtet den Kurs der Zahnersatzkunde im klinischen Studienabschnitt des Studiengangs Zahnmedizin. Die Studierenden loben in ihrer Nominierung unter anderem die gute Strukturierung des Kurses sowie ihre Kommunikation und Organisation. Coronabedingt reduzierte Patientenkontakte seien dank Lehrvideos, in denen ein kompletter komplexer Patientenfall dokumentiert wurde, gut ausgeglichen gewesen. Ihre Kommunikation habe ausgezeichnet, dass sie auf Augenhöhe und nicht „von oben herab“ gewesen sei.

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfahren haben?

Ich habe mich total darüber gefreut. Die Studierenden haben mir davon berichtetet. Wir haben einen relativ engen Kontakt zu den Studierenden, dadurch dass wir sie ein Semester lang komplett betreuen mit dem Kurs. Es klopfte an meiner Tür und mir wurde davon berichtet, da habe ich mich sehr gefreut. Man engagiert sich natürlich sehr – das ist auch etwas, wo man oftmals im Zwiespalt ist, mit der Lehre, da man natürlich jede Menge andere Baustellen hat. Gerade für mein Team war dies auch schön, es sind vier Ärztinnen, die den Kurs mitbetreuen. Wir haben uns alle zusammen sehr gefreut. 

Was ist das Besondere an Ihrem Lehrformat?

Patient:innen kommen mit einem prothetischen Behandlungswunsch, nach Sanierung, in der Regel. Die Studierenden betreuen zusammen mit uns Dozierenden den Patienten ein komplettes Semester. Im Idealfall ist der Patient am Ende des Semesters fertig versorgt, hat also eine prothetische Arbeit, die eingegliedert wurde durch den Studierenden. Das ist natürlich ein Prozess, bei dem immer wieder Fragen auftauchen und man die Studierenden schön begleiten kann. Und was wir versucht haben, mehr zu integrieren, ist einmal, dass wir noch mehr individuell auf die Studierenden eingehen. Wir haben mehr Feedback- und Zwischengespräche, in denen man schaut, was gut läuft und was nicht. Dafür haben wir sehr gutes Feedback bekommen, dass wir uns Zeit nehmen für die wirkliche, individuelle Betreuung. Das andere, das wir versucht haben: Pandemiebedingt ist natürlich relativ viel Praxisunterricht ausgefallen. Wir haben versucht, das so gut es geht zu kompensieren und selbst komplexe Fälle von A bis Z behandelt, diese auf Video aufgenommen, es geschnitten und dies Studierenden zur Verfügung gestellt. Durch die Pandemie hatte nicht jede und jeder die Chance, einen Patienten von A bis Z zu behandeln, so wie wir das früher gemacht haben. Wir haben versucht, dies ins Digitale zu übertragen. 

Was macht für Sie gute Lehre aus?

Für mich macht gute Lehre aus, dass man versucht, seine eigene Begeisterung für das Fach mit zu übertragen. Ich finde es wichtig, dass man versucht den Praxisbezug herzustellen. Und auch gerade bei den Studierenden im fortgeschrittenen Studium, also am Ende des Studiums, dass man da die Verknüpfung zur Praxis gut schafft, sodass die Studierenden wirklich ihren Werkzeugkoffer vollgepackt haben sozusagen. Mit Werkzeugen, die sie dann im Alltag auch brauchen. 

Außerdem macht für mich gute Lehre aus, dass man viel mit den Studierenden kommuniziert, dass sie die Möglichkeit haben, auch Wünsche zu äußern, was ihnen noch fehlt. Das ist ein Punkt, der mir sehr wichtig ist. Wir haben zum Beispiel begleitend zum Kurs Seminare, die größtenteils online stattgefunden haben. Da haben wir immer versucht abzufragen, was der Kenntnisstand ist und was es für Wünsche gibt. Damit man die Studierenden auch an dem Punkt abholt, an dem sie sind und es von dort aus weiterentwickelt. 

Was ist für Sie der schönste Moment bei Ihrer Lehre?

Da gibt es Momente im Kleineren und Größeren. Im Kleinen wenn man merkt, die Studierenden begeistern sich für die Inhalte, stellen Fragen und man hat sie zum Nachdenken gebracht. Das ist etwas Alltägliches, was mir Freude bereitet. Der schönste Moment ist für mich am Semesterende, wenn die Studierenden ihre Patient:innen fertig behandelt haben, diese zufrieden sind und alle gemeinsam ihr Ziel erreicht haben. Dann kann man die Weiterentwicklung der Studierenden sehen. 

Was waren für Sie Herausforderungen in der Lehre?

Für mich ist die größte Herausforderung die wenige Zeit, die man hat. Man ist häufig im Zwiespalt, was man in dem Moment priorisiert – die eigenen Patient:innen, die Forschung oder die Lehre. Hier muss man ein Gleichgewicht finden. 

Wenn Sie jungen Kolleg:innen einen Rat geben könnten, die gerade anfangen in der Lehre, welchen Rat würden Sie geben?

Als erstes, dass man versucht, sich in die Studierenden und deren Situation hineinzuversetzen. Manchmal gibt es Dinge, die für einen selbst, wenn man einige Jahre im Beruf ist, so selbstverständlich sind, dass man sich gar nicht mehr vorstellen kann, dass Studierende das eben nicht wissen. Deswegen finde ich es immer hilfreich, wenn man sich zurückversetzt in die eigene Zeit des Studiums und bewusstmacht, dass die Dinge eben gar nicht so selbstverständlich sind. 

Das andere kenne ich selbst, ich war einige Jahre in der Praxis tätig, bevor ich in die Klinik gekommen bin. Da ist man dann raus aus dem Uni-Betrieb. Dann war es für mich eine totale Herausforderung, wieder vor Studierenden zu stehen. Aber man merkt schnell, dass es überhaupt keinen Grund für Nervosität gibt, weil alle Studierenden total offen und dankbar sind, wenn man sich Mühe gibt, ihnen etwas zu erklären. Das ist das zweite, dass man sich keine Sorgen machen muss. 

Falls Sie den Lehrpreis erhalten, was wären Ihre Pläne mit dem Preisgeld?

Da habe ich zwei Ideen. Die erste wäre, Equipment für weitere Verbesserungen und die Digitalisierung der Lehre anzuschaffen. Zum Beispiel Kamera-Equipment, damit wir unser Format weiterentwickeln und weitere Aufnahmen machen können, die wir Studierenden zur Verfügung stellen. Die andere Idee wäre, mit Studierenden einen zahnmedizinischen Kongress zu besuchen oder vielleicht einen externen Referenten einzuladen. Solche Events gefallen mir persönlich sehr und sie machen auch das Arbeiten in der Zahnmedizin an einer Uniklink besonders. Sie ermöglichen den Austausch mit Kolleg:innen, man erhält einen weitergehenden Einblick in das Fach und externen Input. Das würde ich den Studierenden gerne mitgeben. 

Zusammenfassung des Interviews zum Anhören

Verantwortlichkeit: Katrin Albaum, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät