Zum Inhalt springenZur Suche springen

Präsenz- und Online-Lehre im Wintersemester

Viele Seminare und Praktika an der Medizinischen Fakultät fanden im vergangenen Wintersemester vor Ort statt. Möglich machten dies zahlreiche engagierte Akteur:innen.

Das Wintersemester war für viele Lehrende und Studierende herausfordernd. Angesichts der ab November rasch steigenden Inzidenzen wurden zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um möglichst viel Präsenz-Lehre zu ermöglichen – gerade in Praktika, Kursen und Seminaren. Dazu gehörte auch die Bereitstellung von Selbsttests vor Ort, die für Lehrende und Studierende die Sicherheit erhöhten. „Ich bedanke mich beim Studiendekanat, unseren Lehrenden und allen weiteren Beteiligten für ihren engagierten Einsatz und die hervorragende Zusammenarbeit“, lobt Prof. Dr. Nikolaj Klöcker, Dekan der Medizinischen Fakultät. „Damit haben sie dazu beigetragen, die qualitativ hohe Ausbildung unser Studierenden sicherzustellen.“

Vorteile der Präsenzehre  

„Lehre vor Ort ist in vieler Hinsicht wichtig“, sagt Dr. Stefanie Gödecke vom Institut für Herz- und Kreislaufphysiologie. „Wie man beispielsweise Blutdruck misst, können Studierende nur lernen, indem sie es selbst machen.  Und im Präsenzunterricht kann ich viel besser auf die Studierenden eingehen.“

Prof. Dr. Jürgen Scheller, Leiter des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie II, sieht ebenfalls viele Vorteile des Präsenzunterrichts. Er hat die Selbsttests für die Veranstaltungen der Biochemie koordiniert. „Der Aufwand war auf jeden Fall gerechtfertigt, nichts kann Präsenzlehre ersetzen“, sagt Scheller. Zum einen gehe es um das Wohlbefinden der Studierenden, denn die Pandemie verstärke auch Depressionen. Zum anderen sei es bei Lehrveranstaltungen vor Ort besser möglich, zurückhaltendere Studierende miteinzubeziehen, die zum Beispiel Sprachprobleme haben oder einfach weniger extrovertiert sind. Eine positive Erfahrung der Online-Lehre möchte er allerdings fortführen: „Screencasts sind meiner Meinung nach eine sinnvolle Ergänzung bei Vorlesungen, damit sich Studierende diese in ihrer eigenen Geschwindigkeit noch einmal ansehen können.“ 

Positive Erfahrung mit Hybrid-Konzepten

Dr. Kathrin Klein von der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie will ebenfalls an den Screencasts festhalten, auch wenn es wieder in die Präsenz geht: „Ich glaube das ist ein gutes Zusatzangebot und die Studierenden haben uns in den vergangenen Semestern positives Feedback zu Hybrid-Konzept gegeben.“ Sie koordiniert den Studienblock Thorax im 4. und 5. Studienjahr sowie den Praxisblock Thorax. Ihrer Meinung nach ist Online-Unterricht bei Vorlesungen und Seminaren weniger problematisch; Praxisblöcke seien hingegen qualitativ besser, wenn diese in Präsenz im direkten Patientenkontakt stattfinden. Im Wintersemester sei der Praxisunterricht vor Ort an der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie jedoch mehrere Wochen lang nicht vertretbar gewesen, da die Infektionszahlen zu hoch waren. „Wir haben in dieser Zeit zum Beispiel bei einigen Patient:innen die Anamnese vor der Kamera gemacht und dies live übertragen“, sagt Klein. „Das war natürlich vorher mit den jeweiligen Patient:innen besprochen. Sie haben toll mitgemacht und sich über die interessante Abwechslung im Stationsalltag gefreut.“ Eine Schwierigkeit im Hybrid-Unterricht sieht sie bei der Gestaltung der Stundenpläne, weil das WLAN auf dem Campus erfahrungsgemäß teilweise Schwierigkeiten mache, wenn Studierende vor Ort und nicht von Zuhause aus am Online-Unterricht teilnehmen möchten.

Blended Learning zur Vor- und Nachbereitung

Auch PD Dr. med. Hans Martin Bosse hat viele positive Erfahrungen mit der Online-Lehre im Format des „Blended Learning“ gemacht. Er koordiniert den achtwöchigen Studien- und Praxisblock „Lebensphasen“ für Studierende im 5. Studienjahr. „Nach der Ad-hoc-Umstellung auf digitale Formate im ersten Lockdown haben wir klar differenziert: Was funktioniert gut online und wo ist es notwendig, an Patient:innen zu lernen, um praktische Fertigkeiten zu entwickeln?“, sagt Bosse. Wissen, das gut in der Online-Lehre vermittelt werden kann, wurde online belassen. „Das elektronische Lernen kann den Präsenzunterricht vor- und nachbereiten, sodass wir diese wertvolle Zeit optimal nutzen können.“ Dabei bietet der Online-Unterricht den Studierenden eine große Flexibilität: „Nicht nur zeitlich und räumlich, sondern auch hinsichtlich der Tiefe, denn jede:r kann je nach persönlicher Neigung eigene Schwerpunkte setzen.“ Daher will Bosse auch nach der Pandemie am Blended Learning festhalten. Ein großer Aufwand sei es für ihn und sein Team im Wintersemester gewesen, Lösungen für Studierende zu finden, die in Quarantäne waren und daher ihr Studium zeitweise nicht vor Ort fortführen konnten. Für diese Studierenden seien jedoch immer maßgeschneiderte, individuelle Wege gefunden worden, beispielsweise gab es ein kurzfristiges Streaming, um an den Veranstaltungen der restlichen Kleingruppe vor Ort teilzunehmen, sowie viele Nachholtermine für Prüfungen. 

Wieder mehr Praxis im Präparierkurs 

Auch für den Präparierkurs wurde ein zusätzlicher Termin gesetzt, damit Studierende den Unterricht nachholen können. Im Präparierkurs erlernen Studierende durch die Untersuchung und das Präparieren von Körperspenden wichtige Erkenntnisse über Körperstrukturen. Im 1. Studienjahr liegt der Fokus auf dem Bewegungsapparat. Nachdem der Präparierkurs im vorherigen Wintersemester nicht in seiner üblichen Form stattfinden konnte, sondern das Wissen an wenigen vorgefertigten Präparaten vermittelt werden musste, sei in diesem Semester wieder mehr Praxis möglich gewesen, berichtet Prof. Dr. Timm Filler. „Etwas selbst zu machen, ist die viel bessere Art zu lernen“, sagt der Stellvertretende Direktor des Instituts für Anatomie I. Viele organisatorische Rahmenbedingungen mussten jedoch angepasst werden: Es durften weniger Studierende gleichzeitig an einer Körperspende arbeiten, dafür wurden die Kurszeiten ausgedehnt. Außerdem sorgte beispielsweise eine über den Körperspenden angebrachte durchsichtige Trennwand für mehr Sicherheit. Was er persönlich sich für das Sommersemester wünscht, können sicherlich viele nachempfinden: „Mein größter Wunsch wäre, dass endlich dieses Virus abgeschafft würde.“
 

Autor/in:
Kategorie/n: Studium und Lehre, Medizinstudium, Zahnmedizinstudium
Verantwortlichkeit: