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Düsseldorfer Konzept der Sequenzierung und Kontaktpersonennachverfolgung
Wer wen wo ansteckt

Das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) können mithilfe der kontinuierlichen Sequenzierung von Virusgenomen gepaart mit der Kontaktpersonennachverfolgung Übertragungswege von SARS-CoV-2 erheblich besser nachvollziehen. Diese Sequenzierung, die im Rahmen einer Pilotstudie durchgeführt wird, wurde am Donnerstag, 27. Mai, im Rahmen eines virtuellen Pressegesprächs vorgestellt.

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Mit Sequenzierung und Kontaktverfolgung können Übertragungsorte identifiziert werden.

Rund 60 Prozent der neu diagnostizierten Coronavirus-Fälle in Düsseldorf werden seit August 2020  innerhalb von 48 Stunden, quasi in Echtzeit, im Zentrum für Medizinische Mikrobiologie, Krankenhaushygiene und Virologie der Universität sequenziert. Die Daten werden dem Gesundheitsamt auf einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt und können zusammen mit der Kontaktpersonennachverfolgung als evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage für den Einsatz von Schutzmaßnahmen oder Öffnungen herangezogen werden.

Mit der Sequenzierung wird der Aufbau der Erbinformation eines Erregers (Genom) untersucht. Je identischer zwei Virusgenome in den vorliegenden Proben sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu einer bestimmten Infektionskette gehören. Für deutlich unterscheidbare virale Genome ist praktisch auszuschließen, dass sie einem einzigen Infektionsgeschehen zuzuordnen sind. So ist es möglich, Übertragungsketten mit hoher Genauigkeit zu erkennen. Diese nutzt das Gesundheitsamt, um im Rahmen der Kontaktpersonennachverfolgung frühzeitig Maßnahmen einzuleiten, die Infektionsketten verhindern.

Mit den aufwendigen, herkömmlichen Verfahren der Kontaktpersonennachverfolgung bleiben 50 bis 70 Prozent der Ansteckungsorte im Dunkeln. "Wir können heute sagen, dass wir mit diesem Verfahren ein wirksames Instrument zur Eindämmung von Infektionsgeschehen in der Hand haben", sagt Dr. Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes der Landeshauptstadt Düsseldorf. "Trotzdem sollten alle Hygiene- und Schutzmaßnahmen weiter eingehalten werden, um schon eine Infektion zu vermeiden."

Ansteckungsorte und -risiken können durch die Sequenzierungsdaten besser identifiziert werden. "Das Modell ist auf andere Orte übertragbar und es ermöglicht darüber hinaus auch die Echtzeit-Überwachung der Virusvarianten", erläutert Prof. Dr. Alexander Dilthey, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Düsseldorf.
Die Daten zeigen beispielsweise, dass die britische Variante B.1.1.7 die ursprüngliche Virusvariante nahezu verdrängt hat. Zudem konnte bisher eine Ausbreitung anderer Virusvarianten verhindert werden.

Auch wenn zurzeit die Inzidenzen zurückgehen, ist weder die Pandemie vorbei, noch wird SARS-CoV-2 wieder gänzlich verschwinden. Prof. Dr. Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie, sieht jedoch eine Perspektive: "Im Laufe dieser Corona-Pandemie werden zurecht Konzepte eingefordert, die uns in die Lage versetzen, auf mögliche spätere Epidemien oder Pandemien effektiver vorbereitet zu sein. Dieses kombinierte Verfahren kann aus unserer Sicht einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Deshalb sollten wir in Deutschland Zeit und Mittel nutzen, die entsprechende Infrastruktur aufzubauen."

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Kategorie/n: Medizinische Fakultät, Schlagzeilen, Pressemeldungen
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