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Laufende Studie untersucht Wirkung von Gen Editing mit der CRISPR/Cas9-Genschere
Behandlungserfolg bei Jugendlichem mit schwerer Beta-Thalassämie

Im Jahr 2020 wurden die beiden Erfinderinnen des als „präzise Genschere“ beschriebenen Verfahrens der CRISPR/Cas9-basierten Gen-Editierung mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. In einer weltweit an lediglich 13 Zentren, unter anderem im London, Rom und New York, durchgeführten Studie wird aktuell untersucht, ob eine darauf aufbauende Behandlungsmethode Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit angeborenen Bildungsstörungen des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin helfen kann. Dazu werden patienteneigene Blutstammzellen eingesetzt, die mit dem CRISPR/Cas9-Verfahren genetisch verändert werden.

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Mit dem CRISPR/Cas9-Verfahren wurde eine angeborene Bildungsstörung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin behandelt. Dazu wurden patienteneigene Blutstammzellen eingesetzt, die genetisch verändert wurden.

Im Fokus steht die Beta-Thalassämie, eine schwere Form der Blutarmut. Patienten, die an dieser Erkrankung leiden, sind auf lebenslange Bluttransfusionen angewiesen, die durch eine chronische Eisenüberladung zu schwerwiegenden Organschäden und einer Einschränkung der Lebenserwartung führen können. Das zu Grunde liegende Verfahren (CRISPR/Cas9-basierte Gen-Editierung) ermöglicht erstmals die zielgenaue genetische Veränderung von blutbildenden Stammzellen mit der Perspektive auf eine Heilung angeborener Störungen der Blutbildung wie der Beta-Thalassämie.

Am Universitätsklinikum Düsseldorf beteiligt sich ein Team um Prof. Dr. Roland Meisel aus dem Bereich Pädiatrische Stammzelltherapie der Klinik für Kinder-Onkologie, -Hämatologie und Klinische Immunologie (Direktor: Prof. Dr. Arndt Borkhardt) als spezialisiertes Zentrum an der CLIMB THAL-111-Studie.

Kennzeichen der Thalassämie ist eine Blutarmut durch Bildung von zu wenig „erwachsenem“ Hämoglobin. Die Stammzellveränderung durch die „Genschere“ zielt nun auf die Steigerung der Bildung einer Form von Hämoglobin ab, die normalerweise im Fötus gebildet und nach der Geburt zu Gunsten von „erwachsenem“ Hämoglobin abgeschaltet wird.

Ende September 2021 konnte durch das Düsseldorfer Team erstmalig in Deutschland ein jugendlicher Thalassämie-Patient mit der CRISRP/Cas9-Geneditierung behandelt werden. Der Jugendliche hatte vor dieser Therapie über viele Jahre hinweg alle drei Wochen mehrere Bluttransfusionen benötigt. Fünf Monate nach der Gentherapie zeigt sich bei dem jungen Patienten ein völlig normaler Hämoglobinwert, ohne dass in den letzten vier Monaten Bluttransfusionen erforderlich gewesen wären. Dieser frühe und vielversprechende Behandlungserfolg im Einzelfall bedarf der weiteren Bestätigung im Rahmen der aktuell laufenden klinischen Studie.

Studie:
CLIMB THAL-111: A PHASE 1/2/3 STUDY OF THE SAFETY AND EFFICACY OF A SINGLE DOSE OF AUTOLOGOUS CRISPR-CAS9 MODIFIED CD34+ HUMAN HEMATOPOIETIC STEM AND PROGENITOR CELLS (hHSPCS) IN SUBJECTS WITH TRANSFUSION-DEPENDENT β-THALASSEMIA
ClinicalTrials.gov Identifier: NCT03655678,  Sponsor: Vertex Pharmaceuticals Incorporated, USA

Hintergrund:

Weitere Informationen zum Wirkprinzip des CRISPR/Cas9-Gentherapieverfahrens bei Thalassämie und klinische Behandlungsdaten der weltweit ersten behandelten Erwachsenen finden sich in folgender Publikation:
Frangoul H, Altshuler D, Cappellini MD, et al. CRISPR-Cas9 Gene Editing for Sickle Cell Disease and β-Thalassemia. N Engl J Med. 2021 Jan 21;384(3):252-260. doi: 10.1056/NEJMoa2031054.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Roland Meisel

Pädiatrische Stammzelltherapie

Klinik für Kinder-Onkologie, -Hämatologie und Klinische Immunologie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf

Tel. +49 (0)211-811-9297

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Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen, Medizinische Fakultät
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